AUF STURMUMTOSTEN KLIPPEN

Abschlussfahrt der Klasse 10c nach Balle Átha Cliath

Der Sturm sollte uns während unserer gesamten Abschlussfahrt ein treuer Begleiter sein... So gab es zunächst stürmische Diskussionen über das Ziel unserer Fahrt, bis dann feststand, dass die Reise uns in Irlands Hauptstadt Dublin führen sollte. Am Freitag vor dem geplanten Start auf die grüne Insel ploppten jedoch zahlreiche Wetterwarnungen vor dem Sturm "Dennis" auf, die wir mit großer Sorge verfolgten, ob überhaupt ein Start vom Münchner Flughafen aus möglich sein sollte, war doch eine Woche zuvor aufgrund eines anderen Sturmtiefs der gesamte Flugverkehr gestoppt und sogar der Unterricht abgesagt worden. Glücklicherweise beruhigte sich der Sturm zumindest in Deutschland, sodass sich die Schülerinnen der 10c mit ihren Begleitlehrkräften Frau Bucka und Herrn Fritz gut gelaunt und mit leichtem Handgepäck ausgerüstet am Montag, den 17. Februar auf den Weg in Richtung Flughafen machten. Gepäck aufgegeben, Sicherheitscheck ohne Probleme durchlaufen, richtiges Gate gefunden, nun konnte das Abenteuer Irland beginnen! Manche bestiegen doch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch den Flieger, war es doch für sie der erste Flug ... Nach einem zweistündigen recht ruhigen Flug empfing uns dann kurz vor der irischen Küste doch noch "Dennis" hoch in den Lüften über Dublin. Die Aussicht auf die Halbinsel Howth und die stürmische Irische See konnten wir nur wenig genießen, denn die Sturmböen ruckelten beim Landeanflug ordentlich am Flieger, sodass sogar der Wunsch nach einem Rosenkranz zu vernehmen war. Doch die erfahrenen Piloten brachten unser Flugzeug sicher zu Boden und der Adrenalinspiegel sank wieder.
Mit noch ein wenig wackeligen Knien holten wir unser Gepäck und verstauten es in dem Bus, der uns pünktlich vom Airport zu unserem Hostel im Herzen von Dublin brachte. Die Zimmer waren schnell bezogen und das Gepäck war (war doch nur Handgepäck bis 10kg erlaubt) flugs ausgeräumt. Schon starteten wir einen ersten Erkundungsgang in die City. Nach einem kurzen (!) Fußmarsch erreichten wir die O' Connell Street, Dublins breiteste Prachtstraße, die nach dem Politiker Daniel O' Connell benannt wurde.
Dort besichtigten wir zuerst das General Post Office, das eine zentrale Rolle im irischen Osteraufstand 1916 eingenommen hatte, und die Einschusslöcher in der Wand, die noch heute von diesem Ereignis erzählen, faszinierten viele. Ein weiteres Highlight dieser Straße ist der Ende der 1990'er Jahre aufgestellte 120 Meter hohe "Millenium Spire", den wir ganz nach Dubliner Tradition Monumente umzubenennen, einfach in "Zahnstocher" umtauften und als Treffpunkt für die nächsten Tage, der kaum zu verfehlen ist, auserkoren.
Dann konnten endlich die Burgerketten von den ausgehungerten Schülern gestürmt werden ... und das kurz vor dem Abendessen in Hostel. Doch der 20-minütige Fußmarsch zurück machte alle wieder hungrig und die Wartezeit auf das Essen zog sich dann doch ein wenig hin, sodass schließlich alle Burger (!) von den Tellern verschwanden. Der lange Anreisetag hatte uns müde gemacht, sodass nach ein paar Runden Schafkopf oder Werwolf bald Ruhe in den Zimmern einkehrte. Der zweite Tag auf irischem Boden begann mit einem Frühstückschaos. Waren wir zwar pünktlich wie die Maurer zu unserem Frühstückstermin erschienen, waren alle Plätze fürs Frühstücken schon oder noch (?) von einer anderen Gruppe besetzt worden und die Schlange wurde immer länger.
Doch bis uns unser Stadtführer Michael am Hostel abholte, waren doch alle Hungrigen satt. Gekämmt und gestriegelt folgten wir Michael, der seinen besten Dubliner Akzent an uns ausprobierte, zu den Sehenswürdigkeiten von Dublin. Der "liquid sunshine", Dublins typischer Nieselregen, begleitete uns auf unserer Tour zu Fuß durch Dublin. Zuerst marschierten wir zum Fluss Liffey, von den Dublinern liebevoll "Anna Livia" genannt, und erkundeten den ältesten Kern Dublins, der auf eine Wikingergründung zurückgeht. Der Hügel rund um die Christchurch Cathedral ist mit zahlreichen Repliken dieser archäologischen Funde auf dem Gehweg bestückt, sodass wir einen kleinen Eindruck vom frühen Wikingerort des 7. Jahrhunderts, benannt nach der schwarzen Mündung der Liffey, erhielten.
Weiter ging es dann zur nächsten Kathedrale, in den Park der St. Patrick's Cathedral, benannt nach dem Inselheiligen St. Patrick. Als nächstes Highlightfolgten das Dublin Castle, Dublins ältester Pub (nur von außen!) und ein kleines, aber feines Museum der Finanzbehörden (von innen) über geschmuggelte und illegale Waren, die von der Finanzbehörde eingezogen wurden. Dort fanden wir Schutz vor dem stärker werdenden Regen und Michael informierte uns mit Begeisterung über den "Poitin", den illegal in Irland gebrannten Whiskey. Danach stand der Innenhof und der Park der "Chester Beatty Library" auf dem Programm, wo wir uns eine kleine Pause gönnten.
Weiter ging's im Zickzack durch Dublin, immer unterhalten von Michaels witzigen Anekdoten, wenn man einen Sinn hinter den Worten seines heftigen Dubliner Akzents entrungen hatte. Die Tour beschlossen wir auf der O'Connell Bridge, wo ein Schüler (not-to-be-named) heftigst von einer Möwe mit einem "Shitstorm" bombardiert wurde. Nach einer Mittagspause trafen wir uns wieder am "Zahnstocher", um in Gruppen aufgeteilt und mit Stadtplänen bewaffnet, eine Stadtrallye mit verschiedenen Fragen zu Sehenswürdigkeiten zu machen. Der Treffpunkt sollte diesmal der Park "St. Stephen's Green" am Ende der Fußgängerzone sein und Google, Wikipedia und Co. machten es möglich, dass einige Gruppen in Rekordzeit die Fragen geknackt hatten und ein weiteres Päuschen im Einkaufszentrum, in heißgeliebten Burgerfilialen oder im Park einlegten.
Auf dem Fußmarsch zurück zur Unterkunft jammerten einige über die übermäßige Frischluftzufuhr und den übermäßigen Gebrauch der Gehwerkzeuge an diesem Tag und so beschlossen wir, den Abend ruhig im Hostel ausklingen zu lassen. Was ist ein Besuch von Dublin ohne einer Erkundung der weltberühmten Guinness-Brauerei? Also nichts wie hin und nur 10 Minuten zu Fuß entfernt! Am Eingang mussten wir erst einmal eine Belehrung über die Gefahren des Alkohols über uns ergehen lassen und mit Unterschrift der Lehrer beglaubigen, dass wir die "gefährlichen" Abteilungen des Guinness-Storehouse nicht betreten würden ...
Dann ging es auf in die Welt des schwarzen Bieres und wir erkundeten interaktiv und unterhaltsam aufbereitet die Zutaten, den Prozess des Röstens und Garens, die Fassherstellung und nicht zuletzt die gigantische Werbeabteilung der wirklich witzig gestalteten Werbeartikel des Hauses Guinness. Den Abschluss bildete der fantastische Ausblick (wenn auch ein wenig verregnet) und ein paar Schafkopfrunden in der Gravity Bar des Guinness-Storehouse über ganz Dublin schwebend, in der wir auch einen kostenlosen Softdrink erhielten. Einen Sturm der Entrüstung gab es, nachdem wir erfolglos im Souvenirshop versucht hatten, ein alkoholfreies (!!!) Bier zu erwerben, durfte dann nur Frau Bucka einen ganzen Viertelliter kaufen und versprechen, dass sie es auf keinen Fall den Schülern "füttern" dürfe! Am Nachmittag besuchten wir das "Irish National Museum" mit Schwerpunkt auf der Vor- und Frühgeschichte Irlands.
Dort beschäftigten wir uns mit einem Museumsspiel in der Wikingerabteilung, das manche aufgrund der englischsprachigen Arbeitsblätter oder aufgrund müder Füße ganz schön herausforderte. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in Kleingruppen aufgeteilt, um die Läden Dublins (Frau Bucka) oder erneut die Burgerläden (die Schülerinnen) zu stürmen. Nach dem kurzen Fußweg ins Hostel und dem Abendessen beschloss nur ein kleines Trüppchen Unermüdlicher, mit Frau Bucka das Ausgeh- und Vergnügungsviertel "Temple Bar" zu besuchen und im Hard Rock-Cafe den Abend ausklingen zu lassen. Am vierten Tag weckte uns strahlender Sonnenschein. Diesmal ging es ganz bequem per Trambahn zur Conolly-Station, wo wir in die DART (S-Bahn) in Richtung Süden einstiegen. Unser Ziel sollte der Badeort Bray an der "Riviera Irlands" sein. Schon auf der halbstündigen Fahrt genossen wir die Aussicht auf die malerische Küste südlich von Dublin. In Bray empfing uns neben strahlendem Sonnenschein eine steife Brise, doch der Kies-Sandstrand und das Meer begeisterten uns derart, dass wir den Wind kaum wahrnahmen. Unzählige Kiesel landeten im Meer, die Kopfhörer eines Schülers (not-to-be-namend) leider auch, doch die Felsformationen mitten im sturmumtosten Meer boten ihren ganz eigenen Reiz. Einmal an der Promenade des Badeorts entlang promeniert und schon empfing uns der Küstenwanderweg hoch auf den Klippen über der Irischen See in Richtung Greystones. Auf dieser zweieinhalbstündigen Wanderung genossen wir das atemberaubende Panorama auf die See, bestaunten die Zugstrecke, die sich am Rande der Klippen entlangschlängelt, und machten zum Teil mehr oder weniger intensive Bekanntschaft mit echtem irischen Schlamm, da der Weg noch ein wenig vom Regen der Vortage aufgeweicht war. Das kleine Küstenörtchen Bray bot nach der einfachen Wanderung viele Möglichkeiten, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen und so genossen wir eine ausgiebige Mittagspause im Sonnenschein, bevor wir erneut die DART bestiegen und bis zur nördlichsten Haltestelle auf der Halbinsel Howth unsere müden Füße ausruhen durften. Auf Howth ging es ebenfalls recht stürmisch zu, doch ein kleiner "walk" auf der Mole, die Yacht- und Fischerboote bewundernd, musste schon sein. Den romantischen Sonnenuntergang genossen wir am Ende des weit ins Meer reichenden Piers beim Leuchtturm. Die einen Schüler bildeten einen "Wärmekreisel", um nicht zu erfrieren, die anderen waren so hingerissen von der Abendstimmung am Meer, dass der Sturm kaum eine Rolle spielte. Aufwärmen konnten wir uns dann in einem wirklich gemütlichen Pub im Hafen von Howth, bevor wir uns auf den Heimweg ins Hostel machten. Am Abend ließ sich keiner der Schülerinnen überreden, noch einmal das Haus zu verlassen und so erholte man sich beim Schafkopfen oder Werwolf und knüpfte Kontakte zu einer spanischen Reisegruppe... Am letzten Tag hieß es zunächst packen (alles musste wieder ins Handgepäck) und die Zimmer aufräumen. Danach blieb zum Glück noch genügend Zeit, ein letztes Mal mit der noch gültigen Tageskarte vom Vortag in die Stadt zu fahren und die berühmten georgianischen Haustüren am Merrion Square zu besuchen. Die bunten Haustüren sind ein echter Blickfang und ein sehr beliebtes Fotomotiv. Auch für ein wenig leichtes Shopping oder einen letzten Besuch der irischen Burgerketten gab es noch Gelegenheit. Doch irgendwann mahnte uns die Uhr zurück zum Hostel und wir machten uns im Bus auf zum Flughafen.
Mit vielen einzigartigen Eindrücken, viel schwererem Gepäck als beim Hinflug und müde von einer (mit 93.909 gelaufenen Schritten) ereignisreichen Woche landeten wir am Freitagabend am Münchner Flughafen, wo wir uns in die Faschingsferien verabschiedeten und alle ihre erschöpften Füße eine Woche lang wieder regenerieren konnten. Alles in allem kann man von einer wirklich gelungenen Fahrt mit sehr lieben und kooperativen Schülerinnen sprechen, die tapfer den irischen Sturm und die Frischluft ertrugen und die weiten Fußwege (fast ohne zu meckern) mitmachten und hoffentlich eine unvergessliche Abschlussfahrt hatten!

Elke Bucka, StRin (RS)